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Ladeverluste beim eFahrzeug

Ladeverluste bei Elektrofahrzeugen – Was Fuhrparkbetreiber wissen sollten


Wenn ich mit einem Verbrenner-Fahrzeug 50 Liter Diesel tanke, dann komme ich bei einem Verbrauch von 12,5 Liter/100km exakt 400 km weit.
Wenn ich mit einem e-Fahrzeug 50kWh Strom "tanke", dann komme ich bei einem Verbrauch von 12,5 kWh/100 km nur 360 km weit.

Die Auswertung unserer AC-Wallboxen und die Fahrzeugdaten brachten mich auf eine deutlich messbare Differenz.

Eine Antwort vom Hersteller täuschte Ahnungslosigkeit vor. So, als wäre ich der einzige Kunde mit so einem „Problem“.

Eine Recherche brachte es auf den Punkt: Die Begründung heißt: „Ladeverlust“.
Elektrofahrzeuge gelten als effizient, umweltfreundlich und zukunftssicher. Doch ein Aspekt gerät in der Diskussion häufig in den Hintergrund: die sogenannten Ladeverluste. Insbesondere bei größeren Flotten wirken sich diese Verluste sowohl auf die Wirtschaftlichkeit als auch auf die CO₂-Bilanz aus. Wie hoch sind sie wirklich? Warum entstehen sie? Und wie schneiden E-Fahrzeuge im Vergleich zu Verbrennern ab?


Was sind Ladeverluste?
Beim Laden eines Elektrofahrzeugs wird elektrische Energie aus dem Stromnetz in die Batterie übertragen. Doch dabei geht nicht die gesamte Energie in die Batterie über – ein Teil verpufft als Wärme oder geht durch Umwandlungsprozesse verloren. Diese Verluste nennt man Ladeverluste.

Die Ursachen sind vielfältig:
    • Wandlerverluste: Bei AC-Ladung muss der Strom im Fahrzeug von Wechselstrom (AC) in Gleichstrom (DC) umgewandelt werden. Dabei entstehen Verluste im Onboard-Ladegerät.
    • Widerstände in Kabeln und Steckverbindungen: Jeder Übergang erzeugt minimale Wärmeverluste.
    • Temperaturmanagement: Die Batterie wird oft während des Ladens aktiv gekühlt oder beheizt.
    • Standby-Verbrauch: Auch die Fahrzeugtechnik, wie Steuergeräte oder Kommunikationsmodule, verbrauchen während des Ladevorgangs Energie.

Wie groß sind die Verluste?
Die Höhe der Ladeverluste hängt von mehreren Faktoren ab: Ladeart, Ladeleistung, Außentemperatur, Fahrzeugmodell und Zustand der Batterie.

Typische Werte sind z.B.:

AC-Ladung (Wechselstrom, z. B. Wallbox)    ca. 8–10 %
DC-Ladung (Gleichstrom, z. B. Schnelllader)    ca. 3–5 %
Rekuperation beim Fahren    Energie wird zurückgewonnen, nicht verloren (iim engeren Sinn keine Ladeverluste)

Ein Beispiel: Wird ein Fahrzeug an einer AC-Wallbox mit 50 kWh geladen, kommen effektiv nur rund 45–46 kWh in der Batterie an. Die Differenz zahlt der Nutzer trotzdem – sie erscheint nur nicht auf der Verbrauchsanzeige des Fahrzeugs.


Was bedeutet das für Fuhrparks?
In einem Fuhrpark mit mehreren Fahrzeugen (insbesondere Nutzfahrzeugen N1, N2 oder N3) und hoher Jahreslaufleistung summieren sich Ladeverluste schnell auf mehrere tausend Kilowattstunden pro Jahr. Das kann – je nach Strompreis – einen Kostenfaktor im vierstelligen Bereich darstellen. Gleichzeitig beeinflusst der zusätzliche Energiebedarf auch die CO₂-Bilanz, insbesondere wenn der Strom nicht vollständig aus erneuerbaren Quellen stammt.


Wirtschaftlicher Tipp:
Wer hauptsächlich AC lädt, sollte auf Fahrzeuge mit besonders effizienten Onboard-Ladern achten und die Ladeverluste in der TCO-Berechnung berücksichtigen. Auch das richtige Ladeverhalten (z. B. nicht zu oft kleine Ladevorgänge) kann helfen, Verluste zu reduzieren.


Wie steht der Verbrenner im Vergleich da?
Auch bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren gibt es energetische Verluste – allerdings nicht beim Tanken, sondern im Antrieb selbst. Der Wirkungsgrad eines modernen Dieselmotors liegt bei etwa 30–35 %, der Rest der Energie wird in Form von Abwärme verschenkt. Bei Elektrofahrzeugen hingegen liegt der Gesamtwirkungsgrad – selbst unter Berücksichtigung der Ladeverluste – bei über 85 %.

Das bedeutet: Trotz Ladeverlusten ist das Elektrofahrzeug dem Verbrenner energetisch weit, sehr weit überlegen.

Unsere Erkenntnis: Ladeverluste sind kein Argument gegen die Elektromobilität – aber ein Planungsfaktor

Ladeverluste sind ein reales Phänomen, das besonders bei größeren Flotten nicht ignoriert werden sollte. Sie beeinflussen den tatsächlichen Energiebedarf und damit auch die Betriebskosten. Wer als Fuhrparkleiter Ladeinfrastruktur plant oder TCO-Berechnungen durchführt, sollte Ladeverluste deshalb einkalkulieren.


Doch das große Ganze bleibt klar:
Trotz aller Umwandlungsverluste sind Elektrofahrzeuge energieeffizienter, klimafreundlicher und wirtschaftlich oft günstiger als ihre fossilen Vorgänger – vor allem dann, wenn sie intelligent geladen und betrieben werden.

Und noch ein Extra-Tipp für Flottenbetreiber:
Nutzen Sie – wenn möglich – DC-Lader mit hohem Wirkungsgrad und installieren Sie Lastmanagementsysteme, die Ladezeiten optimieren. Auch eigenerzeugter PV-Strom kann helfen, Verluste wirtschaftlich aufzufangen.

Hier ein Link zum ADAC, der genau dieses Phänomen bei PKW schon untersucht hat: ADAC-Studie